Ohrenkrankheiten: Häufige Ohrenkrankheiten & seltene Ohrenerkrankungen

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    Ohrenkrankheiten: Häufige Ohrenkrankheiten & seltene Ohrenerkrankungen

    Das menschliche Ohr ist ein empfindliches und zugleich eines der wichtigsten Sinnesorgane, mit dem nicht nur das Hören, sondern auch das Gleichgewicht verbunden ist. Erkrankt das Ohr, kann dies demnach zu großen Alltagseinschränkungen führen und ernsthafte Folgen nach sich ziehen. So sind chronische Ohrenkrankheiten beispielsweise häufig ein Grund für anhaltenden Hörverlust. Doch nicht alle Symptome, die das Hören und das Gleichgewicht betreffen, sind zwangsläufig ein Hinweis auf eine Ohrenkrankheit. Oft werden sie durch andere Erkrankungen hervorgerufen. Im Folgenden erfahren Sie, welche häufigen und seltenen Ohrenerkrankungen es gibt und welche Symptome oft als solche missverstanden werden.

    Ohrenkrankheit - die häufigsten Erkrankungen

    Ohrenentzündungen

    Zu den häufigsten Ohrenerkrankungen gehören Entzündungen. Dabei handelt es sich um Infektionen des Ohrs, die je nach dem Bereich, den sie betreffen, ihren Namen erhalten.

    Symptome: Ohrenschmerzen, Druckgefühl, eingeschränktes Hörvermögen, Krankheitsgefühl, z.T. Kopfschmerzen, Schwindel, Fieber, Rötung/Schwellung hinter dem Ohr.

    Ursachen: Verursacht werden die Infektionen durch Viren oder Bakterien, die von außen oder durch den Nasen-Rachen-Raum ins Ohr gelangen.

    Diagnose: Mithilfe einer Otoskopie und bei Bedarf einem Hörtest lässt sich eine Ohrenentzündung diagnostizieren.

    Mögliche Folgen: Schwere Fälle können zu Schwerhörigkeit oder Tinnitus führen.

    Behandlung: Bakterielle Infektionen lassen sich in der Regel gut mit Antibiotika behandeln, Symptome werden zunächst jedoch mit Schmerzmitteln und Nasenspray gelindert.

    Formen:

    Cholesteatom

    Beim Cholesteatom handelt es sich um eine eitrige Entzündung des Mittelohrs, die chronisch ist. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Einwucherungen aus dem äußeren Gehörgang.

    Symptome: Ausfluss (übel riechend), Ohrendruck, zunehmende Schwerhörigkeit, Ohrenschmerzen, Kopfschmerz.

    Ursachen: Kann angeboren sein oder in Folge eines Trommelfelldefekts oder einer chronischen Mittelohrentzündung auftreten.

    Diagnose: Eine Ohrmikrokopie, ein CT, sowie ein Hörtest geben Aufschluss über das Vorliegen eines Cholesteatoms.

    Mögliche Folgen: Ein Cholesteatom kann weitere Bereiche des Ohrs schädigen sowie im späteren Verlauf gegebenenfalls Augenzucken, Schwindel und Lähmung im Gesicht nach sich ziehen.

    Behandlung: Um ein Cholesteatom völlig zu heilen, ist eine operative Entfernung der Entzündungsherde nötig. Die entfernten Bereiche werden plastisch rekonstruiert.

    Otosklerose

    Otosklerose bezeichnet eine krankhafte Knochenverhärtung und -neubildung an den Gehörknöchelchen.

    Symptome: Zunehmender Hörverlust eines Ohrs (meist in tiefen Frequenzen), später sind beide Ohren betroffen. Hinzu kommen Tinnitus und Schwindel.

    Ursachen: Die Ursachen sind nicht gänzlich geklärt. Vermutet werden Virusinfektionen, fehlerhafte Autoimmunprozesse, erbliche Faktoren und hormonelle Veränderungen.

    Diagnose: Erfolgt mithilfe von Hörtests, bei Bedarf unter Einbezug von CT und Röntgen.

    Mögliche Folgen: Der Schall wird nicht mehr genügend weitergeleitet, woraus Schwerhörigkeit resultieren kann. Auch Tinnitus wird teilweise durch Otosklerose hervorgerufen. Bei ausbleibender Behandlung kann völlige Ertaubung auftreten.

    Behandlung: Durch eine Operation kann oft das Hörvermögen verbessert werden, die Symptome einer Höreinschränkung werden mit Hörgeräten behandelt.

    Seltene Ohrenkrankheit

    Morbus Menière

    Morbus Menière ist eine seltene Erkrankung des Innenohrs. Der mit ihr einhergehende erhöhte Druck im Gleichgewichtsorgan löst dabei Schwindel, Hörverlust und Tinnitus aus.

    Symptome: Schwindelattacken, Übelkeit, Schweißausbrüche, einseitiger Hörverlust, tiefer Tinnitus, Druckgefühl auf dem Ohr.

    Ursachen: Es ist nicht gänzlich geklärt, was die Erkrankung auslöst. Im Vestibularapparat, also im Gleichgewichtsorgan, wird der Flüssigkeitsdruck bei Morbus Menière vermutlich zu hoch, da zu viel Perilymphe produziert wird.

    Diagnose: Zur Feststellung von Morbus Menière werden die Symptomatik und andere Ursachen des Schwindels und der Ohrgeräusche abgeklärt. Es folgen Untersuchungen vom Hören und des Gleichgewichts - eine Audiometrie (testet die Funktion des Innenohrs), ein Glyceroltest (klärt, ob sich zusätzliche Flüssigkeit im Innenohr befindet) und die Erstellung eines Nystagmogramms (Aufzeichnung der Augenbewegungen bei Anfällen).

    Mögliche Folgen: Die Schwindel-Erkrankung kann zu bleibender Schwerhörigkeit, teils sogar bis zur Gehörlosigkeit führen. Darüber hinaus erhöht der Schwindel die Sturzgefahr, die wiederum Verletzungen mit sich ziehen können.

    Behandlung: Die Erkrankung kann mittels Medikamenten behandelt werden. Dabei werden verschiedene Medikamente für akute Anfälle oder Begleitsymptome wie Übelkeit verwendet. Auch eine Ernährungsumstellung kann hilfreich sein. Bei Bedarf hilft eine Psychotherapie beim Umgang mit der Erkrankung. In schwereren Fällen werden Injektionen oder operative Eingriffe in Betracht gezogen.

    Usher-Syndrom

    Beim Usher-Syndrom handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die erblich bedingt sind. Es kennzeichnet sich durch eine Kombination von Hör- und Seheinschränkung.

    Symptome: Wie genau sich das Usher-Syndrom äußert und wie es verläuft, hängt vom Erkrankungstyp ab. Typisch sind frühe Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit ab der Geburt, nebst einer zunehmenden Blindheit. Die schleichende Erblindung tritt zunächst oft als Nachtblindheit auf. Erst später werden auch das Farbensehen und die Schärfe des Sehens beeinträchtigt.

    USH1: Taubheit von Geburt an, Gleichgewichtsstörung, Netzhautdystrophie beginnend im Kindesalter

    USH2: Schwerhörigkeit (gleichbleibend), Netzhautdystrophie beginnend in der Pubertät

    USH3: Schwerhörigkeit (zunehmend), Netzhautdystrophie voranschreitend ab dem mittleren Erwachsenenalter

    Ursachen: Das Usher-Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Heißt, das Gen kann vererbt werden, wenn beide Eltern es in sich tragen. Bei den Genträgern bricht die Krankheit nicht aus, erst bei Weitergabe kommt es in 25 % der Fälle zu einem Ausbruch. Je nach dem betroffenen Gen werden unterschiedliche Typen ausgelöst.

    Diagnose: Beim Feststellen von Sehproblemen – darunter Nachtblindheit, Schwierigkeiten mit der Sehschärfe und dem Farberkennen, Probleme beim Gewöhnen an veränderte Lichtverhältnisse, Lichtempfindlichkeit – ist der Besuch beim Augenarzt angeraten. Hier werden andere Erkrankungen ausgeschlossen und augenärztliche Untersuchungen durchgeführt. Andere Fachärzte können bei Bedarf hinzugezogen werden. Ebenfalls findet eine Molekulargenetische Diagnostik statt.

    Mögliche Folgen: Fortschreitende Schädigung des Gehörs und des Sehsinns sowie einhergehende Alltagseinschränkungen und psychische Belastungen.

    Behandlung: Eine Therapie gibt es noch nicht. Zum Ausgleich der Symptomatik werden Hörgeräte, Cochlea-Implantate und Sehhilfen eingesetzt. Therapeutisch wird lediglich auf eine Verlangsamung der Erkrankung mithilfe von Medikamenten abgezielt.

    Sind Tinnitus und Hörsturz Ohrenkrankheiten?

    Die Annahme, dass es sich bei Tinnitus und Hörstürzen um Ohrenkrankheiten handelt, ist weit verbreitet. Tatsächlich besteht häufig ein Zusammenhang der beiden zu Erkrankungen. Für sich gesehen sind sie jedoch keine eigenständige Erkrankung, lediglich ein Symptom. Dennoch sollten die Anzeichen ernst genommen und im Zweifel einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt vorgestellt werden.

    Ein Tinnitus kann durch Erkrankungen, wie etwa Mittelohrentzündungen, verursacht werden. Meist ist er aber ein Resultat aus Stress und übermäßigem Lärm. Stress ist ebenfalls Risikofaktor für einen Hörsturz, der durch Tinnitus begleitet werden kann. Doch auch Entzündungen und Erkrankungen des Ohrs gelten als Faktoren für das Auftreten eines Hörsturzes. Demnach lassen sich sowohl Tinnitus als auch ein Hörsturz als Anzeichen einer Ohrenkrankheit sehen, werden an sich aber nicht als solche anerkannt.

    Ist Schwerhörigkeit eine Ohrenkrankheit?

    Schwerhörigkeit gilt nicht als Ohrenkrankheit, jedoch kann sie als Folge von solchen auftreten. Infektionen, Lärmbelastung, altersbedingte Degeneration - Schwerhörigkeit hat viele Einflussfaktoren. Umso wichtiger ist es, das Gehör bei einem Verdacht frühzeitig überprüfen zu lassen. Wie oben gezeigt, können zahlreiche Ohrenkrankheiten als Folgeerscheinung eine Hörschwäche hervorrufen. Folglich sollten auch Anzeichen für Ohrenerkrankungen mit Ernst und der nötigen Vorsicht behandelt werden.

    Weitere Symptome und Beeinträchtigungen des Ohrs

    Trommelfellverletzungen

    Risse und Verletzungen des Trommelfells können entstehen durch:

    In milden Fällen heilen die Risse von selbst, bei größeren Rissen ist in der Regel ein operativer Eingriff notwendig.

    Paukenerguss

    Hinter dem Trommelfell im Mittelohr befindet sich eine Art Hohlraum, in dem Unterdruck entstehen kann. Im Normalfall lässt sich dieser Druck durch Schlucken ganz leicht ausgleichen. In Folge von Erkältungen kann sich jedoch Sekret ansammeln, das ein Druckgefühl und zum Teil eine Hörminderung verursacht. Über das Sekret haben zudem Viren und Bakterien die Möglichkeit in das Ohr zu gelangen, wodurch potenziell Mittelohrentzündungen verursacht werden. Vom Paukenerguss sind besonders häufig Kinder betroffen.

    Sofern die Flüssigkeit nicht innerhalb von ein paar Tagen von selbst abfließt, sollte der Hals-Nasen-Ohren-Arzt konsultiert und eine Therapie angestrebt werden. In schweren Fällen umfasst die Therapie einen kleinen chirurgischen Eingriff, meist schaffen jedoch Inhalation, Dampfbäder, Nasenspülungen und Wärmebehandlungen bereits Abhilfe.

    Lagerungsschwindel

    Beim Lagerungsschwindel gelangen sogenannte Otolithen - kleine Ohrensteine - in die Bogengänge. Konsequenz ist ein teils heftiges Schwindelgefühl bei ruckartigen Bewegungen des Körpers und Kopfes. Zur Behandlung dienen spezifische Bewegungsabläufe, auch als Lagerungsmanöver bezeichnet, die für das Entfernen der Steine aus den Bogengängen sorgen.

    Barotrauma

    Druckveränderungen im Mittelohr, beispielsweise beim Tauchen oder Fliegen, können zu einem Barotrauma führen. Dieses äußert sich durch starke Ohrenschmerzen, Schwindel, Übelkeit, im schlimmsten Falle durch Trommelfellrisse oder Blutungen des Mittelohrs. Therapierbar ist das Trauma mit Cortison und gegebenenfalls mittels einer Operation. Teils entsteht aus einem Barotrauma eine Schwerhörigkeit, deren Behandlung über Hörgeräte realisiert wird.